Während wir Menschen auf der
Erde wandeln, machen wir ganz schön viel Lärm. Ginge es nach dem Willen der
Götter Vorderasiens, wäre uns dies schon längst zum Verhängnis geworden; den
Mythen zur Folge reagieren Himmelsbewohner auf Ruhestörung nämlich alles andere
als entspannt. Zeitweise fiel der Menschenlärm einigen Göttern sogar dermaßen
auf die Nerven, dass sie kurzerhand Pläne schmiedeten, um die gesamte
Menschheit auszulöschen.
Was soll man sagen – es hat
nicht geklappt. Wir sind noch da, putzmunter und machen ordentlich Lärm. Aber
brauchen wir eigentlich Götter, um vernichtet zu werden?
Meine Schwester sagte einmal zu
mir: „Ach weißt Du, die Menschen taugen zu nichts! Es ist doch immer wieder
dasselbe: Sie schließen sich zusammen, haben tolle Ideen und machen sich damit
das Leben angenehmer, verfallen dann dem Größenwahn und rotten sich gegenseitig
aus.“ Der Beweis für diesen scheinbar universellen Lebensstil, so
Schwesterherz, kann an archäologischen Funden bewundert werden.
Unverbesserlich?
Kein besonders positives Bild
von uns Menschen. Ganz von der Hand zu weisen scheint es allerdings auch nicht
zu sein...
Wir lassen unsere Artgenossen
für einen Hungerlohn unter lebensbedrohlichen Bedingungen schuften, nur damit wir
uns glitzernde Ringe an den Finger stecken können. Wenn wir nicht gerade unser
Trinkwasser vergiften oder an der Vergrößerung des Ozonlochs arbeiten, holzen
wir fleißig den Regenwald ab. Betrug, Erpressung und Kriege sind an der
Tagesordnung. Ein besonders beliebtes Hobby scheint Grenzen ziehen und wieder
kaputt machen zu sein. Wie gut gemeint Ideen ursprünglich auch sein mögen, es
findet sich immer jemand, der sie durch die eigene Boshaftigkeit oder Gier
ruiniert.
Seien wir mal ehrlich – ganz
knusper sind wir nicht. Über die Zeit betrachtet könnte man sogar zu dem
Schluss kommen, Gandhi hätte mit folgendem Zitat recht: „Die Geschichte lehrt
die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.“ Aber ist das
wirklich schon alles?
Ein Hoffnungsschimmer
Der gleiche Ghandi sagte auch:
„Where there is love, there is life“. Ich finde dies einen Punkt, auf den es
sich lohnt zu konzentrieren. Klar, Irrwege ziehen uns magisch an und
letztendlich endet es immer im Chaos, aber auf dem Weg dorthin ist
so viel Leben, Liebe und Leidenschaft zu finden!
Wir verbringen unzählige Stunden
damit, von Musik ergriffen zu tanzen, zu klatschen und zu stampfen. Unermüdlich
schubsen wir Bälle von einer Rasenseite zur anderen und werden dafür auch noch
in großen Stadien bejubelt.
Ingenieure konstruieren
gigantische Achterbahnen, damit wir uns im Geschwindigkeitsrausch vergnügt die
Seele aus dem Leib schreien können. Philosophen verlieren sich in hitzigen
Diskussion darüber, was mit einem Fuß passiert, würde er ins Nichts treten. Und
während sich Mathematiker leidenschaftlich der Frage widmen, wie Kugeln am
effektivsten gestapelt werden können, jagen neugierige Physiker am CERN
Teilchen durch riesige Rohrsysteme.
Es werden wundervolle Bücher
geschrieben, berührende Bilder gemalt und aufregende Filme gedreht.
Täglich versuchen wir, unseren
Ideen Ausdruck zu verleihen und gestalten die Welt. Unabhängig davon, ob diese
Einfälle Bestand haben – wir sind mit Leidenschaft dabei.
Zwischen all den Gräueltaten und
dem Unsinn, den wir verzapfen, finden sich immer wieder Hoffnungsschimmer und
zauberhafte Geschichten. Es wäre zu schade, diese zu übersehen!
Happy End?
Auch der Ethnologe Claude
Lévi-Strauss, der sich sein Leben lang mit Menschen in verschiedenen
Gesellschaften beschäftigte, stellte fest: Wir können es einfach nicht lassen –
egal wo, unermüdlich versuchen wir, Kultur zu schaffen. Und was hat er aus all
seinen Reisen und Forschungen gelernt?
Die Welt hat ohne den Menschen
begonnen und sie wird ohne ihn enden, so sein ernüchterndes Fazit. Eigentlich
machen wir viel Lärm um nichts.
Vermutlich hat er recht. Aber dennoch: Der Teil zwischen dem Anfang
und dem Ende ist unheimlich aufregend!