Dienstag, 29. April 2014

Menschen – viel Lärm um nichts?



Während wir Menschen auf der Erde wandeln, machen wir ganz schön viel Lärm. Ginge es nach dem Willen der Götter Vorderasiens, wäre uns dies schon längst zum Verhängnis geworden; den Mythen zur Folge reagieren Himmelsbewohner auf Ruhestörung nämlich alles andere als entspannt. Zeitweise fiel der Menschenlärm einigen Göttern sogar dermaßen auf die Nerven, dass sie kurzerhand Pläne schmiedeten, um die gesamte Menschheit auszulöschen.

Was soll man sagen – es hat nicht geklappt. Wir sind noch da, putzmunter und machen ordentlich Lärm. Aber brauchen wir eigentlich Götter, um vernichtet zu werden?

Meine Schwester sagte einmal zu mir: „Ach weißt Du, die Menschen taugen zu nichts! Es ist doch immer wieder dasselbe: Sie schließen sich zusammen, haben tolle Ideen und machen sich damit das Leben angenehmer, verfallen dann dem Größenwahn und rotten sich gegenseitig aus.“ Der Beweis für diesen scheinbar universellen Lebensstil, so Schwesterherz, kann an archäologischen Funden bewundert werden.


Unverbesserlich?

Kein besonders positives Bild von uns Menschen. Ganz von der Hand zu weisen scheint es allerdings auch nicht zu sein...
Wir lassen unsere Artgenossen für einen Hungerlohn unter lebensbedrohlichen Bedingungen schuften, nur damit wir uns glitzernde Ringe an den Finger stecken können. Wenn wir nicht gerade unser Trinkwasser vergiften oder an der Vergrößerung des Ozonlochs arbeiten, holzen wir fleißig den Regenwald ab. Betrug, Erpressung und Kriege sind an der Tagesordnung. Ein besonders beliebtes Hobby scheint Grenzen ziehen und wieder kaputt machen zu sein. Wie gut gemeint Ideen ursprünglich auch sein mögen, es findet sich immer jemand, der sie durch die eigene Boshaftigkeit oder Gier ruiniert.

Seien wir mal ehrlich – ganz knusper sind wir nicht. Über die Zeit betrachtet könnte man sogar zu dem Schluss kommen, Gandhi hätte mit folgendem Zitat recht: „Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.“ Aber ist das wirklich schon alles?



Ein Hoffnungsschimmer

Der gleiche Ghandi sagte auch: „Where there is love, there is life“. Ich finde dies einen Punkt, auf den es sich lohnt zu konzentrieren. Klar, Irrwege ziehen uns magisch an und letztendlich endet es immer im Chaos, aber auf dem Weg dorthin ist so viel Leben, Liebe und Leidenschaft zu finden!

Wir verbringen unzählige Stunden damit, von Musik ergriffen zu tanzen, zu klatschen und zu stampfen. Unermüdlich schubsen wir Bälle von einer Rasenseite zur anderen und werden dafür auch noch in großen Stadien bejubelt.
Ingenieure konstruieren gigantische Achterbahnen, damit wir uns im Geschwindigkeitsrausch vergnügt die Seele aus dem Leib schreien können. Philosophen verlieren sich in hitzigen Diskussion darüber, was mit einem Fuß passiert, würde er ins Nichts treten. Und während sich Mathematiker leidenschaftlich der Frage widmen, wie Kugeln am effektivsten gestapelt werden können, jagen neugierige Physiker am CERN Teilchen durch riesige Rohrsysteme.
Es werden wundervolle Bücher geschrieben, berührende Bilder gemalt und aufregende Filme gedreht.

Täglich versuchen wir, unseren Ideen Ausdruck zu verleihen und gestalten die Welt. Unabhängig davon, ob diese Einfälle Bestand haben – wir sind mit Leidenschaft dabei.
Zwischen all den Gräueltaten und dem Unsinn, den wir verzapfen, finden sich immer wieder Hoffnungsschimmer und zauberhafte Geschichten. Es wäre zu schade, diese zu übersehen!


Happy End?

Auch der Ethnologe Claude Lévi-Strauss, der sich sein Leben lang mit Menschen in verschiedenen Gesellschaften beschäftigte, stellte fest: Wir können es einfach nicht lassen – egal wo, unermüdlich versuchen wir, Kultur zu schaffen. Und was hat er aus all seinen Reisen und Forschungen gelernt?
Die Welt hat ohne den Menschen begonnen und sie wird ohne ihn enden, so sein ernüchterndes Fazit. Eigentlich machen wir viel Lärm um nichts.
Vermutlich hat er recht.  Aber dennoch: Der Teil zwischen dem Anfang und dem Ende ist unheimlich aufregend!

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